Fast alle astronomischen Beobachtungen nutzen in der einen oder anderen
Weise die elektromagnetische Strahlung, die von den Himmelskörpern zu uns
gelangt. Ziel der Messungen ist im allgemeinen, die zweidimensionale
Verteilung von Strahlungsströmen zu ermitteln. Die Auswertung geschieht
unter zwei Gesichtspunkten:
- Im ersten Falle geht es um die Bestimmung der Richtung, aus der die
Strahlung eingefallen ist, in ihrer zeitlichen Abhängigkeit (Astrometrie).
- Zum anderen ist der Strahlungsstrom in Abhängigkeit von der Wellenlänge,
dem Ort und der Zeit zu messen (astrophysikalische Messungen). Die relativen
Meßfehler sollten nicht mehr als 1% betragen, die erforderliche
Winkelauflösung liegt zwischen und , nur in Sonderfällen
in der Größenordnung von . Die zeitliche Auflösung beträgt
Stunden oder Minuten, für spezielle Messungen aber bis zu 1 ms.
Die astronomische Photometrie hat die Aufgabe, quantitative Angaben über die
beobachtete Helligkeit der Beobachtungsobjekte zu machen. Dafür wurden
und werden eine Reihe von lichtoptischen Sensoren eingesetzt, die in
der Übersicht in Abb. 1 zusammengestellt sind.
Abb. 1: Übersicht über die Struktur lichtoptischer Bildsensoren für schwache Intensitäten
Einfallende Photonen können mit dem Auge, der photographischen Emulsion,
einer Photokatode (äußerer lichtelektrischer Effekt) oder mit halbleitenden
Empfängern (innerer lichtelektrischer Effekt) wechselwirken. Durch
Kombination elektronenoptischer Systeme und der TV-Technik werden
eine Reihe verschiedener Bildsensoren realisiert.
Die photographische Emulsion als der Strahlungsdetektor der Photoplatte
kann als Array mit nach Ort und Größe zufällig verteilten Bildelementen
(engl. picture element: Pixel) mit innerem Übersprechen aufgefaßt werden.
Die Schwärzung ist von der Intensität und der Wellenlänge des auffallenden
Lichts nichtlinear abhängig, Rauschen und Auflösung sind ihrerseits
dichteabhängig. Die Schwärzung kann sowohl durch Photonen (Photographie)
als auch durch Elektronen (Elektronographie) hervorgerufen werden.
Vakuum-Photozellen wurden bereits 1913 durch E. MEYER und H.
ROSENBERG in Tübingen, 1914 durch J. STEBBINS in Illinois sowie
P. GUTHNIK und R. PRAGER in Berlin-Babelsberg in die
astronomische Beobachtungstechnik eingeführt. Seit der Entwicklung der
SekundärElektronenVervielfacher
(SEV, Photomultiplier), bei denen durch
Photonen aus der Photokatode freigesetzte Photoelektronen in einem
Elektrodensystem durch Sekundäremission vervielfacht werden, sind
mit diesen Empfängern, mit denen photometrische Genauigkeiten von 1 bis
3% bei einem dynamischen Bereich von erreicht werden,
Standardmeßverfahren für die lichtelektrische Sternphotometrie in
Gebrauch, die zum größten Teil auf dem Prinzip der Photonenzählung beruhen.
Der SEV wird zum Bildempfänger, wenn zwischen Photokatode und
Elektrodensystem eine Elektronenoptik in Verbindung mit einer kleinen
Blende eingefügt wird, so daß verschiedene Elemente des Bildes auf der
Katode, allerdings zeitlich nacheinander, gemessen werden können.
Diese Anordnung ist als Image Dissector Tube (IDT)
bekannt.
Am Imperial College of London ist das ICL-System
auf der Grundlage des Image-Dissectors entwickelt worden, mit dem eine
besonders hohe zeitliche Auflösung erreicht werden kann.
Bei Mikrokanalplattenempfängern wird der Sekundärelektronenemissionseffekt
in S-, C- oder J-förmig gebogenen Kapillaren mit Durchmessern
von etwa m und einer Länge von etwa 0,5 mm mit entsprechend
präparierter Oberfläche erreicht. Nach Verlassen der Kapillaren
werden die verstärkten Elektronenlawinen von Elementen eines
Anodenarrays registriert. Solche Sensoren werden z.B. als
MultiAnode Microchannel Array (MAMA) oder Photicon
bezeichnet.
Das Image Photon Counting System (IPCS)
war ausschließlich aus kommerziell verfügbaren Bildverstärkern, TV-Kameras
und Minicomputern mit speziellem Video-Interface zusammengestellt.
Bildverstärker setzen ein Bild geringer Intensität elektronenoptisch
in ein solches größerer Intensität um, im Gegensatz dazu übertragen
Bildwandler Bilder aus einem Spektralbereich (etwa dem UV) in einen
anderen (etwa den visuellen). Die
in der Begrenzung der Zählrate durch das Abtastverhalten der Kamera
und in der Größe und dem Gewicht des Systems liegenden Nachteile des IPCS
wurden durch den Einsatz eines Imaging Photon Detector
(IPD) beseitigt. Dieser bestand aus einem dreistufigen
Mikrokanalplattenverstärker und einer positionsempfindlichen Anode.
Von den TV-Aufnehmern werden in der Astronomie vor allem das
SIT- und das SEC-Vidicon verwendet. Bei beiden Typen erzeugen
aus der Photokatode ausgelöste und durch ein Bildverstärkersystem
auf ein Target gelangende Photoelektronen dort ein Ladungsbild,
das durch einen Elektronenstrahl, dessen Lage sich elektrisch regeln
läßt, ausgelesen wird. Das Target wird beim Silicon
Intensified Target-(SIT-)Vidicon von einem Si-Diodenarray
gebildet, beim Vidicon mit Secondary Electron
Conduction (SEC) besteht es aus einem halbleitenden Material,
in dem Sekundärelektronenvervielfachung stattfindet, und einer speziellen
Signalplatte.
In den letzten Jahren sind CCD- und CID-Sensoren zum festen
Bestandteil astronomischer Meßtechnik geworden. Die Charge
Coupled Devices bestehen als Halbleiterbildaufnehmer
aus Ketten von Kondensatoren, in denen während der Belichtung
Elektronen-Loch-Paare entstehen. Dabei ist eine zeitliche Integration
über die Anzahl der gebildeten Ladungsträger möglich. Danach können
die Ladungen durch Steuerimpulse in jeder Kette verschoben und
am Rande der Matrix seriell abgefragt werden. Bei den Charge
Injection Devices (CID) kann jedes Element der Matrix
einzeln ausgelesen werden. Eine ausführliche Beschreibung der in
CCD-Sensoren ablaufenden Prozesse ist in Aufgabe 16 gegeben.
Das wesentliche Problem bei der astronomischen Photometrie mit CCD-Kameras
besteht in der Realisierung der international üblichen Farbsysteme,
die mit möglichst geringen Abweichungen eingehalten werden müssen,
wenn so ermittelte Helligkeiten mit früher erhaltenen Meßwerten verglichen
werden sollen.
Die astronomische Photometrie basiert immer auf Relativmessungen,
bei denen die ermittelten Helligkeiten mit den Helligkeiten
von irdischen Standardlichtquellen oder von Standardsternen
verglichen werden. Dabei bietet sie aber generell die Möglichkeit,
Informationen sowohl über die beobachteten Sterne als auch über
das zwischen Objekt und Beobachter befindliche interstellare
Medium zu erhalten.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29