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Das auffälligste Merkmal beim Anblick der ungestörten Sonnenscheibe ist
der radiale Helligkeitsabfall zum Sonnenrand. Diese als
Randverdunklung bezeichnete Erscheinung beruht auf physikalischen
Ursachen beim Strahlungstransport in der Photosphäre - d.h. der
lichtaussendenden Schicht der Sonne. Die Bezeichnung "`ungestörte"'
Sonnenscheibe besagt, daß auf ihr keine Sonnenflecken zu sehen sind.
Natürlich ist die Randverdunklung auch auf der mit Flecken bedeckten
Sonnenscheibe zu erkennen. Zerlegt man die Sonnenstrahlung in ihre
spektralen Anteile, so zeigt sich, daß die Randverdunklung
wellenlängenabhängig ist. Der Betrag der Randverdunklung wächst
beim Übergang von längeren zu kürzeren Wellenlängen an. Insgesamt ergibt
sich dadurch eine Randverrötung der Sonne.
Das Phänomen der Randverdunklung tritt bei allen anderen Sternen gleichfalls
auf. Allerdings ist eine Beobachtung allgemein nicht möglich, weil das
Winkel-Auflösungsvermögen selbst der leistungsfähigsten Teleskope nur von
wenigen Einzelsternen deren Sternoberflächen sichtbar machen kann.
Zu den gerade genannten Einzelsternen
kommen noch die Sterne von Bedeckungsveränderlichen (für Einzelheiten siehe
Aufgabe Nr. 14) hinzu. Während der bei ihnen regelmäßig erfolgenden
geometrischen Bedeckungen werden die Sternscheiben systematisch abgedeckt,
und die von der bedeckten Doppelsternkomponente noch zum Beobachter
gelangende Sternstrahlung stammt in bestimmten Phasen praktisch nur
noch vom Sternrand. Die Bahnbewegung der Doppelsternkomponenten
ermöglicht es prinzipiell, im Verlauf der Bedeckungsphasen die
Randverdunklung zu messen. Die Berechnung des realen Verlaufs der
Randverdunklung setzt allerdings vereinfachende Annahmen voraus.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29