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15.1.1 Einführung

Ursprünglich wurden veränderliche Sterne, als Sterne deren scheinbare Helligkeit zeitlich variabel ist, definiert:
\begin{displaymath}
{m} = {m(t)}\, .
\end{displaymath} (1)

Diese Begriffsbestimmung vereint jedoch zwei völlig verschiedene Klassen von Objekten miteinander:
  1. Die physischen Veränderlichen:
    Dies sind die sogenannten "`echten"' Veränderlichen, bei denen die zeitliche Änderung der scheinbaren Helligkeit direkt durch die Änderung einer oder mehrerer Zustandsgrößen hervorgerufen wird. Diese Änderungen wiederum werden durch Prozesse, die im Innern der Sterne, in deren Photosphäre oder in einer den Stern umgebenden Hülle ablaufen, verursacht. Dabei ist die Zeitskala klein gegenüber der Lebensdauer eines Sterns.
  2. Die optischen Veränderlichen oder Bedeckungssterne:
    Hier handelt es sich um Doppelsternsysteme, deren Bahnebene für einen Beobachter auf der Erde nahezu in der Sichtlinie zum Stern liegt. Dadurch können sich die beiden Sterne in regelmäßigen Zeitintervallen, die durch die Form der Bahn und die geometrische Gestalt der Komponenten bestimmt sind, wechselweise gegenseitig bedecken. Bedeckungsveränderliche können gleichzeitig auch physische Veränderliche sein, jedoch dominiert der geometrisch bedingte Lichtwechsel über den physisch bedingten.
Doppelsterne und insbesondere Bedeckungsveränderliche haben eine herausragende Bedeutung für die Bestimmung der Zustandsgrößen von Sternen und bilden die größte Datenbasis gut bestimmter Sternparameter wie Masse, Temperatur, Leuchtkraft und Radius. Zustandsdiagramme, wie z.B. die Masse-Leuchtkraft-Beziehung, basieren fast ausschließlich auf Daten aus solchen Systemen. Das Studium dieser Gruppe von Sternen führte aber auch durch das Auftreten von nichtstationären Prozessen, wie den Massenaustausch zwischen den Komponenten, zu einem besseren Verständnis der Sternentwicklung insgesamt. Angaben über Bedeckungsveränderliche finden sich im Allgemeinen Katalog der veränderlichen Sterne (GCVS) von KUKARKIN und Mitarbeitern [1], der in Abständen von einigen Jahren jeweils neu erscheint. Ein Spezialkatalog für Bedeckungsveränderliche ist die von der University of Pennsylvania [2] herausgegebene Liste von allen Bedeckungsveränderlichen mit Helligkeiten im Minimum heller als $13^{\rm m}$.
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Juergen Weiprecht 2002-10-29