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Mit Refraktion bezeichnet man in der Astronomie die durch Strahlenbrechung
in der Atmosphäre bewirkte Ablenkung der Lichtstrahlen eines Gestirns und
die daraus resultierende scheinbare Koordinatenänderung eines
Punktes an der
scheinbaren Himmelskugel. In einer Atmosphäre, deren Dichte mit kleiner
werdender Höhe kontinuierlich zunimmt, wird
ein schräg zum Dichtegradienten auftreffender Strahl zum Erdboden hin
gekrümmt.
Die scheinbare Vergrößerung der Höhe bzw. Verringerung der
Zenitdistanz eines Gestirns, die genau im Zenit zu Null wird, beträgt
bei ca. 1, bei ca. 5 und am
Horizont () ca. 35 (Horizontrefraktion). Der Verlauf
wird als Refraktionskurve bezeichnet. Die genaue Kenntnis der
Refraktionskurve ist für das
Aufsuchen sehr schwacher Objekte bei ihren scheinbar veränderten
Koordinaten wichtig.
Der genaue Wert der Refraktion ist außer von der Zenitdistanz
von verschiedenen weiteren Größen, wie z.B. den atmosphärischen
Bedingungen, der geographischen Breite und der Höhe über Meeresspiegel
(Normalnull) abhängig und kann sogenannten Refraktionstafeln
entnommen werden. Diese werden mit Hilfe von Refraktionsformeln
auf Grundlage
von mehr oder weniger vereinfachten Atmosphärenmodellen berechnet.
Die sich mit verändernder Zenitdistanz verändernde Refraktion
(differentielle Refraktion) bewirkt bei der
Betrachtung ausgedehnter Objekte oder Himmelsgebiete deren Stauchung.
So erscheint die Sonnenscheibe in Horizontnähe deutlich abgeplattet.
Da der Brechungsindex wellenlängenabhängig ist, erscheint das
Sternscheibchen in Horizontnähe zu einem senkrecht zum Horizont
liegenden kleinen Spektrum auseinandergezogen (atmosphärische
Dispersion).
Liegen die atmosphärischen Schichten gleicher Dichte nicht parallel zur
Erdoberfläche, so können Refraktionsanomalien auftreten, d.h.,
die Refraktion kann auch vom Azimut abhängen oder im Zenit auftreten.
Die meßbare Intensität der Strahlung eines Sterns nimmt mit
zunehmender Zenitdistanz ab, da die
optische Weglänge, die in Einheiten der Luftmasse
(die Luftmasse 1 entspricht der optischen Dicke der Atmosphäre im Zenit)
angegeben
wird, refraktionsbedingt zunimmt. Die Kenntnis der Länge des optischen Weges
ist also für die Helligkeitsbestimmung von Sternen notwendig.
Die optische Dicke der Atmosphäre kann basierend auf ihrer geometrischen
Dicke durch ein Atmosphärenmodell bestimmt werden.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29