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6.2.2 Aufbau eines Objektivspektrographen

Beim Objektivspektrographen wird das Prisma oder Gitter vor die Eintrittsöffnung des Teleskops gesetzt. Die von den Sternen auftreffende - wegen ihrer großen Entfernung parallele - Strahlung wird in der Brennfläche in Form von Spektren abgebildet. Die Vorteile der konstruktiv sehr einfachen (und ältesten: FRAUNHOFER 1823) Anordnung sind einmal die gleichzeitige Abbildung der Spektren vieler Sterne. Außerdem ist im allgemeinen die Brennweite der verwendeten Teleskope so groß, daß brechende Winkel der Prismen klein gehalten werden können, um genügend ausgedehnte Spektren zu erhalten, d.h. die Prismen sind dünn, und der in ihnen entstehende Lichtverlust ist gering. Die mit so einer Anordnung erreichbare Grenzgröße ist hoch wegen der kleinen Dispersion. Nachteilig ist aber in diesem Zusammenhang, daß spektrale Einzelheiten verhältnismäßig stark sein müssen, um erkannt zu werden. Hinzu kommt, daß durch die Richtungsszintillation jedes monochromatische Strahlungsbündel unregelmäßige Bewegungen auf der Empfängerfläche ausführt. (Die eben erwähnte Richtungsszintillation übt bei Spaltspektrographen - siehe Abschnitt 1.2.1 - auf die spektrale Auflösung keinen Einfluß aus.) Andererseits sind der Größe der Lineardispersion wie der angestrebten Grenzgröße Grenzen gesetzt, da es sonst zu unerwünschten Überlagerungen von Spektren benachbarter Sterne kommt. Ein weiterer Nachteil der Objektivspektren besteht darin, daß sich auf den Spektren keine Vergleichslinien aufbringen lassen. Bei der Verwendung von SCHMIDTspiegeln kann das Objektivprisma vor der Korrektionsplatte angebracht oder diese sogar prismatisch geschliffen werden. Zwei neuartige optische Einheiten bei den spaltlosen Spektrographen sind die sogenannte Gitterlinse bzw. das Gitterprisma. Die Gitterlinse (englische Abkürzung "`grens"' aus "`grating"'+ "`lens"') besteht aus einer prismatisch korrigierten Linse, auf deren Rückseite ein Gitter eingeritzt ist. Das Gitterprisma (englische Abkürzung "`grism"' aus "`grating"' + "`prism"') ist ein Stufenprisma, mit dem bei einer Unterteilung in zwei Hälften sogar absolute Radialgeschwindigkeiten bestimmt werden können.
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Juergen Weiprecht 2002-10-29