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Durch Kombination von Gleichung (4) mit (5) erhält man die endgültige
Form der Farbgleichungen, wie sie für eine Reduktion der Beobachtungen
auf das jeweilige Standardsystem anwendbar sind. Kennzeichnen wir jetzt
Helligkeiten oder Farbenindizes im Standardsystem mit dem Index s und die
entsprechenden Größen im System des Beobachters mit dem Index b, so erhält
man sinngemäß für Gleichung (4):
|
(7) |
Beobachtet man nun möglichst viele Standardsterne im System des Beobachters,
lassen sich durch lineare Ausgleichung die Koeffizienten in Gleichung (7)
bestimmen. Aus numerischen Simulationen weiß man, daß eine lineare
Transformation nur möglich ist, wenn die Differenz der effektiven
Wellenlängen kleiner als 5 nm ist. Große Schwierigkeiten ergeben sich auch
bei der Transformation von Systemen mit sehr steilen Flanken
der Filtertransmissionskurven. Das kann der Fall sein, wenn man die
Farbbereiche nicht durch Filter definiert, sondern durch Spalte aus einem
Spektrum ausblendet. Man hat dann Rechteckfunktionen für die Filter.
Schon durch eine geringe Verschiebung in gehen jetzt andere
spektrale Merkmale (Absorptionslinien, Absorptionskanten) mit vollem
Gewicht in die gemessenen Helligkeiten ein [5].
In einem realen photometrischen System bildet man Farbgleichungen
nicht nur für Helligkeiten, sondern auch für Farbenindizes. Das ist darin
begründet, daß Farbenindizes als Relativmessung durch den räumlich und
zeitlich wechselnden Einfluß der Erdatmosphäre - sie wirkt als zusätzliche
Rauschquelle - weniger beeinflußt werden als Helligkeiten. Normalerweise
schreibt man die Farbgleichungen für ein photometrisches System mit
Kanälen für eine Helligkeit (normalerweise im visuellen Bereich möglichst
nahe dem -Bereich) und die unabhängigen Farbenindizes auf.
Für das schon erwähnte -System nehmen die Farbgleichungen
die folgende Gestalt an:
Zuerst ist Gleichung (8b) zu lösen. Damit verschafft man sich den
Farbenindex , den man dann in (8a) und (8c) einsetzen kann.
Die Koeffizientenmatrix hat, wie sofort ersichtlich ist,
stets die Form , und der Koeffizient ist immer gleich null.
Wir demonstrieren diese Tatsache noch einmal am Beispiel der
Farbgleichungen für das -System.
Eine Besonderheit des -Systems ist die Bildung von Differenzen von
Farbenindizes. Das hat seine Ursache in der Ableitbarkeit von
astrophysikalischen Parametern aus diesen Werten. Der -Index ist in
einfacher Weise mit dem Metallgehalt, der -Index mit der
Leuchtkraft korreliert. Die beiden Indizes berechnen sich in
folgender Weise aus den Helligkeiten:
|
(10) |
Da - und -Filter die gleiche effektive Wellenlänge haben, wird die
-Helligkeit direkt in die -Helligkeit des -Systems transformiert.
Weichen die beiden Farbsysteme (Standardsystem und Beobachtersystem) nur
wenig voneinander ab, so sollten die Elemente und
näherungsweise gleich null und die Skalenfaktoren
ungefähr gleich eins sein.
Im Praktikum können Sie für die Berechnung der Farbgleichungen das
Programm
4COLFGL.EXE verwenden. Es benutzt die
vom Reduktionsprogramm ausgegebenen Files der für die Extinktion
korrigierten Standards. Einzelheiten finden Sie im Abschnitt
"`die Beobachtungen und ihre Reduktion"'.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29