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Bei der Auswertung astronomischer Beobachtungen setzt man im allgemeinen
voraus, daß die zu messende Größe einen bestimmten Meßwert hat, der im
Prinzip exakt bestimmbar ist. Er wird als wahrer Wert der Meßgröße
bezeichnet. Die praktische Durchführung einer Messung ist aber stets mit
Fehlern behaftet. Dies liegt sowohl an den nie ideal genauen Meßgeräten
als auch möglicherweise an den eine Messung störenden Umwelteinflüssen,
oder an den unvollkommenen Sinnesorganen des Beobachters und eventuell
an seinen ungenügenden Beobachtungsfertigkeiten. Ihrem Wesen nach
unterscheidet man grobe, systematische und zufällige Fehler.
Grobe Fehler werden durch krasse Unachtsamkeiten des Beobachters verursacht.
Sie sind prinzipiell vermeidbar. Dafür hat der Beobachter zu sorgen. Falls sie
aufgetreten sind (grobe "`Herausfaller"' in einer Meßreihe), müssen
diese Meßwerte eleminiert werden. Derartige Fehler werden nicht weiter
betrachtet.
Systematische Fehler sind dadurch charakterisiert, daß sie bei Beobachtungen
unter gleichen Bedingungen immer gleich bleiben. Bei kontrollierbar
veränderten Bedingungen verändert sich auch entsprechend die Größe eines
systematischen Fehlers, oder er bleibt auch dann noch konstant.
Systematische Fehler werden hauptsächlich durch unvollkommene
Beobachtungsinstrumente (z.B. fehlerhafte Nullpunkte auf Skalen), durch
meßtechnisch erfaßbare Umweltbedingungen (z.B. Temperaturveränderungen)
oder durch persönliche Einflüsse des Beobachters oder des von ihm
angewandten Auswerteverfahrens verursacht. Man muß daher vor einer
Beobachtung alle verwendeten Instrumente auf mögliche derartige Fehler hin
untersuchen und möglichst beseitigen. Sind sie nicht ausschaltbar, müssen
sie im Endergebnis durch Abschätzung berücksichtigt werden.
Zufällige Fehler sind durch zufällige Ereignisse bedingt. Sie werden durch
nicht beeinflußbare und meßtechnisch nicht erfaßbare Änderungen im
Beobachtungsinstrument, in den Umweltbedingungen oder beim Beobachter
hervorgerufen. Sie streuen statistisch nach Betrag und Richtung bezüglich
des wahren Wertes der Meßgröße. Sie sind daher nicht einzeln, sondern nur in
ihrer Gesamtheit durch Rechengrößen zu erfassen. Man kann die Genauigkeit
einer Beobachtung nicht durch Rechnung erhöhen. Die Zuverlässigkeit, mit der
die zufälligen Fehler bestimmbar sind, steigt aber mit der Anzahl der
durchgeführten Beobachtungen. Die Größe der zufälligen Fehler bestimmt auch
die Anzahl der gültigen Ziffern, mit denen das endgültige
Beobachtungsergebnis angegeben wird. Grundsätzlich gilt, daß zufällige
Fehler eine Beobachtung unsicher machen, systematische sie jedoch
verfälschen.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29