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5.1.1 Definition und Benennung

Als Veränderliche oder veränderliche Sterne werden solche Sterne bezeichnet, deren scheinbare Helligkeit zeitlich schwankt. Die Zeitskalen derartiger Schwankungen überdecken den breiten Bereich von Sekunden bis zu einigen Jahren. Diese Zeitskalen liegen um Größenordnungen unter den Entwicklungszeitskalen der Sterne, wenn man die dynamische Zeitskala im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium der Sterne einmal außer Betracht läßt. Die auf der zeitlichen Helligkeitsveränderung der Sterne beruhende Definition eines Veränderlichen ist historisch begründet und schließt heute sämtliche mit Meßgeräten nachweisbare Schwankungen der von den Sternen emittierten elektromagnetischen Strahlung ein. Die Frage, ob die eventuelle Veränderlichkeit einer kosmischen Strahlungsquelle nachgewiesen werden kann, hängt von der Meßgenauigkeit und dem zeitlichen Auflösungsvermögen des verwendeten Strahlungsempfängers ab. Die Benennung der Veränderlichen ist historisch entstanden und weist jedem Veränderlichen innerhalb der festgelegten Sternbildgrenzen eine Bezeichnung zu. Sie verwendet bei den helleren Objekten griechische oder lateinische Buchstaben (Sternkarte von J. BAYER, 1572-1625), bei schwächeren Sternen Nummern von Sternkatalogen (J. HEVELIUS, J. FLAMSTEED). Als Mitte des 19. Jahrhunderts durch umfangreiche Katalogarbeiten die Anzahl der Entdeckungen der Veränderlichen von Sternen rasch zunahm, erweiterte F.W.A. ARGELANDER (1799-1875) das System der Bezeichnung. Er hielt die Veränderlichkeit von Sternen fälschlicherweise für eine seltene Erscheinung, demzufolge nicht mehr als 9 Veränderliche in einem Sternbild entdeckt werden würden und erweiterte die Liste der existierenden Bezeichnungen mit den Großbuchstaben R $\dots$ Z. Die tatsächlich rasch wachsende Zahl weiterer Entdeckungen in der Folgezeit machte eine erneute Erweiterung des Bezeichnungssystems erforderlich, das auf der Vergabe von Doppelbuchstaben beruht: RR, RS, RT, $\dots$ ZZ; AA, $\dots$, AZ; BB, $\dots$, BZ; QQ, $\dots$, QZ. Nach der Vergabe dieser 334 Bezeichnungen wird entsprechend der Reihenfolge der Entdeckung jeder weitere Veränderliche fortlaufend mit V335, $\dots$ in jedem Sternbild benannt. Entsprechend den Lichtwechseleigenschaften werden die Veränderlichen klassifiziert, wobei die Namen einiger Veränderlicher (z.B. $\delta$ Cephei, Mira, RR Lyrae, T Tauri) zu Prototypen ihrer Klasse wurden.
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Juergen Weiprecht 2002-10-29