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Bis zur Erfindung der Photoplatte und anderer Strahlungsempfänger war das
menschliche Auge der einzige Empfänger zur Wahrnehmung der Strahlung. Die mit
dem Auge bestimmten scheinbaren Helligkeiten beziehen sich auf den
optisch sichtbaren (visuellen) Teil des elektromagnetischen Spektrums.
Entsprechend der Eigenschaften der jetzt im Gebrauch befindlichen Empfänger
lassen sich
Strahlungsströme aus einem viel breiteren Spektralbereich (Röntgenstrahlung
bis Radiostrahlung) messen. Das zeitliche Verhalten der Strahlungsströme bei
verschiedenen Wellenlängen liefert wichtige Informationen über die
physikalischen Ursachen des Lichtwechsels.
Primäre Daten für die Deutung des Lichtwechsels sind die durch Messungen
bzw. Schätzungen (menschliches Auge) zur Zeit bestimmten scheinbaren
Helligkeiten eines Veränderlichen . Ihre Darstellung (Abb. 1) ergibt
die Lichtkurve. Diese Bezeichnung ergibt
sich aus der Verbindung der einzelnen Helligkeiten zu einer kontinuierlichen
Kurve. Je größer der zeitliche Abstand zweier Meßwerte ist, um so unsicherer
ist das Verhalten des Veränderlichen in den Zwischenzeiten der Zeitreihe
bekannt. Zweckmäßigerweise werden die Beobachtungszeiten in das fortlaufende
Julianische Datum umgerechnet. Definitionsgemäß beginnt der
Julianische Tag 12 Uhr Weltzeit (UT), und zwar 12 Stunden später als das
entsprechende Kalenderdatum. (Beispiel: der 30. Juni 1994 hat das JD 2449534
und dauert vom 30. Juni 13 Uhr MEZ bis zum 1. Juli 13 Uhr MEZ).
Die scheinbaren Helligkeiten variieren für jeden Veränderlichen in einem als
Amplitude bezeichneten Intervall.
Der Lichtwechsel kann streng periodisch verlaufen, periodische Zeitabschnitte
besitzen oder völlig irregulär sein. Die Form der Lichtkurve liefert wichtige
Informationen über die physikalische Natur des Lichtwechsels.
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Abb.: 1:
Lichtkurven zweier veränderlicher Sterne.
Die Lichtkurve des zu den Pulsationsveränderlichen vom Typ ZZ Ceti gehörenden
Veränderlichen ZZ Psc (oben) ist absolut über dem heliozentrischen
Julianischen Datum aufgetragen.
Im Falle des kurzperiodischen Bedeckungsveränderlichen V 728 Her (unten)
sind die Meßwerte (in den Farbbereichen B und V) in Abhängigkeit von der Phase
aufgetragen. Die dargestellten Differenzen V, B beschreiben
den Lichtwechsel in Bezug auf einen Vergleichsstern.
Für den Fall eines periodischen Lichtwechsels lassen sich aus den Meß- bzw.
Beobachtungswerten die Zeitpunkte, wann der Stern ein Helligkeitsmaximum
(), bzw. -minimum () hatte, bestimmen. Aus diesen
Daten läßt sich die Periode des Lichtwechsels
ableiten. Besonders gut erfaßte Maxima bzw. Minima kann man als
Ausgangswerte (Ausgangsmaxima, -minima) wählen
und bei bekannter Periode die Zeitpunkte weiterer Maxima bzw. Minima
berechnen. Die Anzahl der dabei eingehenden Zyklen
wird als Epochenzahl bezeichnet. Allgemein
läßt sich der Zeitpunkt eines Helligkeitsmaximums, -minimums aus der
Beziehung
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(1) |
berechnen. Interessiert man sich dafür, an welcher Stelle eines zyklischen
Lichtwechsels ein bestimmter Meßwert liegt, so kann man das mit der Angabe
der sogenannten Phase ausdrücken. Sie
ergibt sich für einen
beliebigen Zeitpunkt aus der Beziehung
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(2) |
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Juergen Weiprecht
2002-10-29