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3.1.3.2 Künstlicher Horizont

Die Messung von Höhenwinkeln ist ohne weitere Hilfsmittel nur auf dem Meere möglich, wo die Begrenzungslinie zwischen Himmel und Wasser (Kimm) als Horizontmarke dient. Bei Beobachtungen auf dem Lande gebraucht man einen künstlichen Horizont in Gestalt einer exakt horizontal liegenden spiegelnden Fläche (Quecksilber oder schwarz gefärbte, polierte Glasplatte). Bei der Höhenmessung geht es nun darum, das betreffende Objekt mit dessen Spiegelbild zur Deckung zu bringen. Dabei entspricht der Winkel zwischen dem direkten und dem am künstlichen Horizont reflektierten Strahl der doppelten Höhe (siehe Abb. 5), was erfreulicherweise eine Halbierung des Fehlers der Höhenmessung zur Folge hat. Ändert das beobachtete Gestirn seine Höhe recht schnell, bringt man die beiden Bilder nicht mittels Feinbewegung zur Deckung, sondern läßt die beiden Bilder aufeinander zulaufen und beobachtet den Zeitpunkt ihrer Bedeckung. Die Ausrichtung des künstlichen Horizonts erfolgt mit einer Röhrenlibelle und muß sehr sorgfältig ausgeführt werden (die Genauigkeit von Röhrenlibellen reicht von $1'$ bis $5''$). Zum Horizontieren wird die Röhrenlibelle parallel zu zwei, zweckmäßigerweise ungefähr in Ost-West-Richtung ausgerichteten Justierschrauben des künstlichen Horizonts auf die Glasfläche aufgelegt. Diese beiden Schrauben werden gegenläufig gedreht, bis die Röhrenlibelle eingespielt ist. Nun wird die Röhrenlibelle um 90$^\circ$ gedreht, so daß sie jetzt in Nord-Süd-Richtung liegt und durch Verstellen der dritten Stellschraube ebenfalls in Nullage gebracht werden kann. Abschließend wird nochmals die Ost-West-Richtung kontrolliert und eventuell korrigiert.


Abb. 5: Messung mit künstlichen Horizont.



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Juergen Weiprecht 2002-10-29