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Bei der visuellen Beobachtung von Doppelsternen handelt es sich stets
um Relativmessungen. Man betrachtet die hellere Komponente als
stationär und mißt die relative Position der Sekundärkomponente.
Durch das Aufsammeln vieler einzelner Beobachtungen teilweise
über viele Jahrzehnte hinweg erhält man die relative Bahn des
Begleiters. Die Beobachtungen liefern aber nur die Projektion
der wahren Bahn an die scheinbare Himmelskugel (siehe Abb. 5
in Aufgabe Nr. 14). Man kann jedoch die wahre
Gestalt und Lage der Bahn berechnen, wenn man berücksichtigt, daß
sich die Hauptkomponente entsprechend dem 1. KEPLERschen Gesetz
in einem Brennpunkt der relativen Bahn des Begleiters befinden muß.
In der Regel genügen jedoch zwei Bahnen gleicher Form und den Neigungen
den Beobachtungen. Der erste visuelle Doppelstern, dessen
Bahnelemente vollständig bestimmt wurden, ist Ursae Majoris.
Die Beobachtungen sind in Abb. 4 dargestellt. Auf den ersten Blick
ist zu erkennen, daß die beobachtete Kurve nicht die wahre Bahn sein
kann, da der Ursprung des Koordinatensystems - die primäre Komponente -
nicht in einem Brennpunkt der Ellipse liegt.
Visuelle Doppelsterne bieten die Möglichkeit, bei bekannter Entfernung
die Massensumme des Systems aus
mit und in Sonnenmassen und in []
abzuleiten. Umgekehrt läßt sich die Entfernung
des Systems relativ genau bestimmen, wenn man die große Halbachse in
Bogensekunden kennt und über die Spektraltypen und die
Masse-Leuchtkraft-Beziehung die Massensumme des Systems abschätzt.
Dies ist die Methode der dynamischen Parallaxen.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29