Als Auflösungsvermögen bezeichnet man den kleinsten Winkelabstand zweier
punktförmiger Lichtquellen, bei dem diese gerade noch getrennt
wahrgenommen werden. Durch die Beugung des Lichts an der kreisförmigen
Eintrittsöffnung des Teleskops (Eintrittspupille) wird eine punktförmige
Lichtquelle als Beugungsfigur (zentrales Scheibchen mit konzentrischen
Ringen abnehmender Helligkeit: Abb. 6) abgebildet. Die Beugungstheorie
liefert für den Radius des ersten dunklen Ringes im
Bogenmaß
(7)
(: Beobachtungswellenlänge, : Durchmesser der Eintrittspupille;
wegen der Kleinheit des Winkels kann man immer
setzen).
Abb. 6: Zum Auflösungsvermögen astonomischer Fernrohre.
Eng benachbarte Sternbildchen werden aber auch schon dann getrennt
erkannt, wenn das Helligkeitsmaximum des einen ungefähr am Rande
des Beugungsscheibchens des anderen Sterns liegt. Man definiert
daher als theoretisches Auflösungsvermögen den Winkelabstand
(8)
Bei fester Wellenlänge hängt das theoretische Auflösungsvermögen
also allein von der Größe der Eintrittsöffnung ab. Geht man zum
Winkelmaß über und mißt
in Bogensekunden,
in nm, im mm, so ergibt sich
(9)
Wählt man nm, was dem Maximum der Augenempfindlichkeit
entspricht, so ergibt sich die Faustformel
.
Die hier gegebene Definition des theoretischen
Auflösungsvermögens eines Fernrohrs
berücksichtigt nur die Effekte, die durch die Vergrößerung eines
Lichtpunktes zu einem Beugungsscheibchen durch Lichtbeugung an der
Eintrittsöffnung begründet sind. Bei astronomischen Fernrohren
mit einer freien Öffnung
mm wird das Auflösungsvermögen
aber wesentlich durch die Richtungsszintillation bestimmt, die durch
Turbulenzelemente in der Atmosphäre mit variablen Brechzahlen
verursacht wird, welche starken witterungsbedingten Schwankungen
unterliegen. Das reale Auflösungsvermögen eines Teleskops kann daher
von Nacht zu Nacht unterschiedlich sein.
Große erdgebundene Teleskope bringen ohne weitere Hilfsmittel also keinen
Gewinn beim Auflösungsvermögen, wohl aber bei der Menge des gesammelten,
für Messungen zur Verfügung stehenden Lichts.
Next:Grenzhelligkeit Up:Optische Eigenschaften von Fernrohren Previous:Gesichtsfelddurchmesser
  Contents
Juergen Weiprecht
2002-10-29