Nachdem nun die physikalischen Voraussetzungen für die verschiedenen
Typen von Bedeckungsveränderlichen geklärt sind, ist es relativ leicht,
sich die jeweils zu erwartende Form der Lichtkurve zu veranschaulichen.
Typische Vertreter für die Kontaktsysteme sind die
W-Ursae-Maioris-Sterne. Im GCVS werden Sterne dieses Typs mit EW
bezeichnet. Beide Komponenten liegen im HRD nahe der Hauptreihe, sind
etwa gleich hell und besitzen im Mittel ein Massenverhältnis von 2:1.
Bei einem Umlauf von treten zwei Maxima und zwei Minima auf.
Beide Minima sind etwa gleich tief, und die Lichtkurve zeigt keine
Stillstände - eine typische Eigenschaft von Kontaktsystemen.
Die Lichtkurve wird über die rein geometrische Bedeckung hinaus
stark von gegenseitiger Beleuchtung, Randverdunklung und Massenaustausch
beeinflußt. Die Lichtkurven für diesen Typ und die im folgenden genannten
Objekte sind in Abb. 4 wiedergegeben.
Abb. 4: Typische Lichtkurven von Bedeckungssternen. Die lichtschwächere Komponente ist schraffiert.
Kontaktsysteme, in denen die Komponenten ungleiche Flächenhelligkeiten
besitzen, liefern ebenfalls Lichtkurven ohne Stillstände, jedoch Minima
ungleicher Tiefe. Das tiefere Minimum entsteht, wenn die lichtschwächere
Komponente den helleren Stern bedeckt. Typische Vertreter dieser Klasse von
Objekten sind die -Lyrae-Sterne, die
im GCVS mit EB bezeichnet
werden. In den weiteren Eigenschaften stimmen diese Systeme mit den
W-Ursae-Maioris-Sternen überein.
Die dritte mögliche Art von Lichtkurven liefern die Algol-Sterne, die
nach dem Prototyp Persei benannt sind. Diese Sterne werden im GCVS
mit EA abgekürzt. Hier handelt es sich
um getrennte und halbgetrennte Systeme, deren Komponenten sowohl gleiche
als auch ungleiche Flächenhelligkeiten haben können. Die Lichtkurve
wird bestimmt durch einen ausgeprägten horizontalen Teil, das
sogenannte Normallicht, wobei wir die Summe der Strahlungsströme beider
Komponenten beobachten. Die Bedeckungen erzeugen mehr oder weniger
tiefe Einschnitte in diesem Normallicht, deren Form und Tiefe durch
die Unterschiede in den Zustandsgrößen der beiden Sterne und die
Form und Lage der Bahn im Raum bezüglich der Sichtlinie zum Beobachter
bestimmt werden. Hier dominiert also eindeutig der geometrische
Lichtwechsel. Nur der Effekt der Randverdunklung beeinflußt zusätzlich
die Form der Lichtkurve während der Minima.
Im weiteren wollen wir uns mit der Analyse der Lichtkurven
dieses Typs der Bedeckungsveränderlichen und der Möglichkeit,
Bahnelemente und Zustandsgrößen abzuleiten, beschäftigen.
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Juergen Weiprecht
2002-10-29